Verabschiedung von K.H. Häberlein als Dirigent
14. Januar 2011, Veröffentlichung in der Heilbronner Stimme
Ein lange gereifter Entschluss
Karl-Heinz Häberlein gibt den Dirigentenstab beim Stettener Chor Querbeet ab und singt lieber selber mit
Von Stefanie Pfäffle
Die Vorsitzende Christine Klink verabschiedet sich von Chorleiter Karl-Heinz Häberlein und begrüßt gleichzeitig einen neuen
Mitsänger.Foto: Stefanie Pfäffle
Schwaigern – Ein paar Tränen schießen Karl-Heinz Häberlein dann doch in die Augen. „Das war vielleicht die beste Zeit − Zeit deines Lebens“ singt der Chor, und scherzhaft beschwert sich der 62-Jährige: „Jetzt habt ihr es doch geschafft.“ Dabei ist er froh, einen Nachfolger zu haben. Schon seit rund vier Jahren trägt sich Häberlein mit dem Gedanken, den Dirigentenstab beim Chor Querbeet des Gesangvereins Edelweiß Stetten abzugeben, und jetzt wurde tatsächlich Abschied gefeiert. Aber nicht für immer.
Zweifel beseitigt Eine Aussage von Gotthilf Fischer in einem kürzlich erschienenen Interview hat den letzten Zweifel beseitigt. Der hatte nämlich auf die Frage geantwortet, wann es ihm denn reichen würde: „Ich will dirigierend vom Podium fallen, am Besten direkt in die Kiste.“ Ein schreckliches Bild für Karl-Heinz Häberlein. „Das will ich nicht, ich will lieber noch singen.“
Denn als Sänger im Stettener Männerchor hat es schließlich auch angefangen. Der Chor suchte einen Vizedirigenten, also machte der Ingenieur für Informatik einen Kurs. „Aber da kommt man ja nicht so häufig dran, also schlugen sie mir vor, den Kinderchor zu übernehmen.“ Den gründeten er und seine Frau Inge 1993, heute heißt der Nachwuchs Grünschnäbel. Vor sechs Jahren erst hat er den Stab abgegeben.
Da plötzlich auch die Mütter der Kinder singen wollten, wurde der gemischte Chor Querbeet gegründet. „Am Anfang konnten wir nichts, nur singen wollten wir.“ Aber jeder habe sich so angestrengt, dass eine tolle Truppe daraus wurde. 16 Jahre ist das jetzt her. Das macht Häberlein stolz, doch es steckt eben auch viel Arbeit dahinter. Literatur aussuchen und die Wahl dann auch verteidigen. Vor allem die Auftritte kosten Nerven. „Ich bin für mein extremes Lampenfieber bekannt, und das wird immer anstrengender.“ Trotzdem seien es aufregende Jahre gewesen, die er nicht missen möchte.
Vermissen werde er es aber nicht. Stattdessen freut sich der 62-Jährige, der auch im Kammerprojektchor in Böckingen singt und bei den Musikfreunden Eppingen Cello spielt, darauf, nur hinten zu sitzen und Bass zu singen. Bei seiner Nachfolgerin Kathrin Fedele, ein Eigengewächs von den Grünschnäbeln, will er sich nur auf Anfrage einmischen. „Fachlich brauche ich ihr keine Tipps geben, sie hat den C-Schein, und ich bin nur Vizedirigent.“
Übergabe Eine ausführliche Übergabe hat alles geregelt. Schwergefallen ist es ihm nicht, weil sich der Entschluss über Jahre entwickelt hat. Natürlich hätte er noch weiter gemacht, wenn niemand da gewesen wäre, der zum Chor passt, aber so ist es ihm lieber. Und nächste Woche setzt er sich einfach in die hintere Reihe und brummt im tiefen Bass.
Quelle: Heilbronner Stimme vom 14.01.2011